Einleitung

Vielleicht denkt der/die eine oder andere ja auch darüber nach selbst ein Flugzeug zu fliegen, konnte sich aber bis jetzt noch nicht wirklich dazu entscheiden. Für diesen Fall gibt's hier ein wenig Stoff zum Nachdenken...

In einer amerikanischen Fachzeitschrift habe ich 2004 einen Artikel eines bekannten Editors und Autors gelesen, den ich hier - mehr oder weniger gut übersetzt - wiedergeben möchte (mit freundlicher Genehmigung des Verlags):

Das Konzept der Verschleppung

Wenn Sie davon träumen eines Tages fliegen zu lernen, hören sie auf zu zögern und beginnen sie jetzt.

Durch meine Tätigkeit als Fachautor erhalte ich viele Emails mit merkwürdigen Fragen, und dabei ist eine, die ich mindestens einmal im Monat in der einen oder anderen Form bekomme. Dieses Mal hieß es: "Ich denke daran fliegen zu lernen. Sollte ich warten, bis meine Tochter die Hochschule beendet hat?" Dies ist eine Frage, auf die man keine richtige Antwort geben kann.

Nun, das ist eigentlich nicht ganz richtig, weil es sogar Dutzende Arten gibt sie zu beantworten, aber offensichtlich gibt es keine allgemeingültige Antwort.

Obwohl die Frage so vieldeutig ist glaube ich, dass es notwendig ist daran zu basteln und irgendeine Art von Rat zu geben, und dieses Mal werde ich dieses Basteln in aller Öffentlichkeit tun. Stellen Sie sich einfach vor, Ihre Email-Adresse sei unter "CC:" in meiner Antwort-Email an den ursprünglichen Fragesteller aufgeführt.

Lassen Sie uns zuerst mal die Frage analysieren. "Ich denke daran fliegen zu lernen." Was genau bedeutet das? Blitzte dieser Gedanke gerade zum ersten Mal durch Ihren Kopf? Haben Sie mich per Email kontaktiert, weil es schon zu spät war ihre Frau mit dieser Enthüllung zu stören? Oder dachten Sie möglicherweise, dass Sie die Frage zuerst bei mir ausprobieren sollten, um herauszufinden wie es läuft, bevor sie all ihren Mut zusammennehmen um Ihre Frau (oder Ehemann) damit zu konfrontieren?

Oder ist dies einer jener Gedanken, die regelmäßig durch Ihren Verstand schwimmen wie Hintergrundmusik? Zum Beispiel ist der vordere Teil Ihres Gehirns bemüht, das Gewicht eines Neutrinos bei 99% Lichtgeschwindigkeit zu errechnen, während der andere Teil ihres Gehirns weite Horizonte und Küsten entlang schweift, und plötzlich blitzt oben auf dem Schirm auf: "ich denke, dass ich fliegen lernen sollte". Diese Arten von Drängen kann oder kann eben auch nicht Anlass für Aktionen sein, da der Gedanke nicht mehr ist als einer von jenen "Hey, wäre es nicht toll [setzen Sie hier irgendwas Verrücktes ein] zu tun?". Damit ist keine Leidenschaft verbunden. Es ist bloß ein gelegentlicher Gehirn-Krampf.

Sie haben jedoch ein ernsteres Problem, wenn fliegen zu lernen einer jener Gedanken ist, der um Ihr Unterbewusstsein herumkriecht und einfach immer da ist. Manchmal, weil Sie diesen Gedanken für eine Weile nicht gehört haben, denken Sie, dass das Drängen verschwunden ist. Aber dann, wenn die Geräusche des Lebens für einige Sekunden nachlassen, ist er wieder da, zwitschert im Hintergrund und erinnert Sie daran, dass es etwas gibt das Sie tun möchten, aber eben nicht tun. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass, ob Sie es anerkennen oder nicht, irgendein Teil von Ihnen für immer traurig bleiben wird, wenn Sie diesem Verlangen nicht nachkommen.

Hier ist ein Tipp vom DDMH [Anmerk. d. Übersetzers: Davisson Department of Mental Health, USA]: Wenn Sie sich den Gedanken fliegen zu lernen nicht aus dem Kopf schlagen können, dann ist es möglicherweise besser ihn ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

Sie müssen dieses Drängen heraus in den Sonnenschein ziehen und überprüfen, wie Sie darüber bei Licht betrachtet denken und fühlen. Wie ernst ist es Ihnen damit wirklich? Ist es eine Laune, oder ein leidenschaftlicher Ruf, den Sie unerschütterlich unter einem geistigen Felsbrocken versteckt gehalten haben, weil er nicht "verantwortlich" genug erscheint um in Ihr gegenwärtiges Leben zu passen?

Ich habe eine Erkenntnis für Sie: die wirklich netten Dinge fliegen einem nicht bequem wie von selbst zu. Sie sind häufig unbequem und krempeln unser Leben um, lassen es aber größer und besser werden. Sie wissen doch, dass dies eine Entscheidung ist, die Ihr Leben verändern wird - dennoch lassen Sie es zu, dass die sich Ihnen Vernunft in den Weg stellt! Während Sie die Vernunft sprechen lassen bedenken Sie aber bitte, dass unser Leben an den Dingen gemessen wird, die wir tun, nicht an denen die wir nicht tun. Also tun Sie es.

Und dann ist da der zweite Teil Ihrer Frage: „Sollte ich warten, bis meine Tochter die Hochschule beendet hat?"

An erster Stelle: wer sagt Ihnen, dass die Ausgaben von Eltern am Abschlusstag ihrer Kinder enden? Bedeuten Ihnen die Worte "Hochzeit", "erstes Haus", "Enkelkinder" und andere dieser Art nichts? Alle diese genannten Ereignisse im Leben Ihrer Tochter sind so gut wie garantiert, und sie werden Ihre finanzielle Planung mehr beeinflussen als Sie es ahnen. Fliegen ist nicht preiswert, und aus finanzieller Sicht ist es auch nie sinnvoll. Dies sind die Garantien. Was nicht garantiert wird, ist die Zukunft.

Das Konzept der Zukunft basiert für jeden von uns auf der Theorie, dass die Sonne immer wieder aufgeht. Aber eines Tages wird sie das nicht. Das entscheidende Wort dabei ist "eines Tages". Es könnte Morgen sein. Es könnte nächste Woche, nächsten Monat oder die folgende Dekade sein. Aber es wird geschehen, und der Tod macht das Konzept der Verschleppung strittig und lässt ein Bündel Wünsche unerfüllt, Projekte unbeendet und Dinge ungesagt. Wenn Fliegenlernen auf Ihrer Wunschliste ist, dann sollte es definitiv nicht in der Spalte "Unerledigt" stehen an dem Tag, an dem die Sonne es ablehnt für Sie aufzugehen.

Verwenden Sie die zukünftigen Hochschulpläne Ihrer Tochter nicht als Grund dafür ihren eigenen Traum nicht zu verwirklichen. Es geht nur um Geld, und abstrakt betrachtet können Geldprobleme immer behoben werden. Ein nicht verwirklichter Traum hingegen ist jedoch eine der wahren Tragödien des Lebens. Wir wissen, dass "Jetzt" garantiert ist, aber "Morgen" ist nur eine zweifelhafte Möglichkeit, und "eines Tages" könnte es genauso gut überhaupt nicht geben. Also warten Sie nicht. Andere haben gewartet, und sie sind immer traurig geblieben.

Und was will uns der Autor damit sagen?

Jeder mag für sich selbst entscheiden, ob er sich von diesen Thesen angesprochen fühlt. Ich jedenfalls habe mich nach der Lektüre dieses Artikels über mögliche Wege zur Privatpiloten-Lizenz informiert, anschließend eine Flugschule in meiner Nähe ausgewählt und wenige Wochen später zur Ausbildung angemeldet. Das Ergebnis ist u.a. auf den Seiten dieser Homepage beschrieben...