Einige allgemeine Hinweise für VFR-Flüge in den Alpen:
Flüge in den Alpen nur bei wirklich schönem Wetter durchführen! Neben guter Sicht gehören dazu auch geringe Windstärken.
Die Flugplanung muß exakt die für Alpenüberquerungen vorgesehene Route festlegen. Beachten Sie dabei die Hauptsichtflugrouten, die als gestrichelte violette Linien in der Schweizer ICAO Karte eingezeichnet sind! Beachten Sie auch die für die Strecke vorgeschlagenen Mindestflughöhen. Wenn Sie diese Mindestflughöhen dann im Flug nicht halten können gibt's nur eine mögliche Entscheidung: Umkehrkurve und zurück! Geben Sie immer auch einen Flugplan auf! Melden Sie sich im Flug per Funk bei der zuständigen FIS Stelle. Ein funktionsfähiger ELT muß ebenfalls vorhanden sein! Zu den Vorsichtsmassnahmen gehört - auch im Sommer - die Mitnahme von ausreichend warmer Bekleidung für alle Insassen.
Wetter-Briefing: holen Sie das aktuelle GAFOR für die gewählte Route ein. Kein Flug bei Werten unterhalb von "D" (difficult) ohne einheimische Ortskenntnisse! Das PC_met des DWD bietet mit der experimentellen Cross Section Vorhersage (Zürich LSZH - Mailand LIML) sehr gute Auskünfte über den Bewölkungsgrad, die Winde und die Temperaturverteilung im Alpenraum über der Schweiz. Berücksichtigen Sie vor allem bei Hochdrucklagen im Sommer den ausgeprägten Tagesgang des Wetters. Die starke Sonneneinstrahlung bewirkt in den Alpen ein Aufsteigen und Quellen von feuchter Luft, was zunächst zu ersten Cumulus Wolken in den Alpentälern führt. Am Nachmittag können sie sich dann zu riesigen Gewitterwolken türmen, die ein Durchkommen unmöglich machen. Nutzen Sie deshalb die kühle und klare Morgenluft für Ihre Alpenquerung.
"NO GO" auch bei Wind stärker als 25 kts in 10000 ft oder 35 kts in 18000 ft. Vorsicht bei Nord- und Südföhn! Einer sogenannten Föhnwand (Wolkenwand auf der Leeseite des Gebirges) sollten Sie sich keinesfalls nähern. Schon leichte Gegenwinde in einem Föhntal haben oft eine Abwindkomponente, die die Steigfähigkeit Ihrer Maschine bei weitem übertrifft. Halten Sie sich bei Wind außerdem von Kreten und Graten fern, da in ihrem Bereich mit stärkern Turbulenzen und Rotoren zu rechnen ist.
Die Leistungsfähigkeit Ihres Flugzeuges ist in grossen Höhen drastisch vermindert. Jeder weiss es - trotzdem resultieren hieraus die überaus meisten Unfälle in den Alpen. Hohe Temperaturen (schönes Sommerwetter) und grosse Luftfeuchtigkeit verringern die Leistung zusätzlich. Auch die Landestrecken, aber insbesondere die Startstrecken verlängern sich unglaublich. Die Kurvenradien werden bei gleicher Fahrtanzeige wesentlich grösser, da sich das Flugzeug in der dünnen Luft über Grund ja viel schneller bewegt als im Flachland. Das Variometer bleibt auch bei maximalem Anstellwinkel und Motorleistung unvermittelt bei Null kleben oder zeigt sogar gerade dann böse nach unten, wenn Sie unglücklicher Weise gerade versuchen ein Abwindfeld zu überwinden. Um das Maximum aus Ihrem Motor heraus zu holen, magern Sie unbedingt das Gemisch optimal ab. Lesen Sie das POH Manual, leanen Sie richtig, und lernen Sie die Powersettings für grosse Höhen auswendig!
Eine gute Flugtaktik ist lebenswichtig! Damit der Höhenmesser Ihre wirkliche Höhe über Meer anzeigt wird in den Alpen selbstverständlich mit QNH Höhenmesser Einstellung geflogen. Seien Sie sich aber bewusst, dass die Höhenanzeige dennoch von der tatsächlichen Höhe abweicht sofern nicht ISO Standard Bedingungen herrschen. Faustregel: Wenn kälter als ISO ist, zeigt der Höhenmesser zuwenig an - wenn es wärmer ist zeigt er zuviel an. Merkregel: im Winter (=kälter) sind die Berge höher. Rechenformel: pro 10° Abweichung Korrektur der angezeigten Höhe um 4%.
Vorsicht auch in den Tälern, denn sie sind geradezu mit Kabeln verseucht. Fast jedes Jahr sind tödliche Abstürze wegen Kollisionen mit den unsichtbaren Killern zu verzeichnen. Daher ist es ein Gebot der Vernunft, nie zu tief in einem Tal zu fliegen und immer davon auszugehen, daß dort, wo ein Kabel gespannt werden könnte, auch tatsächlich eines gespannt ist... Tipps zum Kabelsalat
Zur Warnung: der typische Unfall am Pass läuft wie folgt ab:
Konsequenz daraus: IMMER vor dem Einflug in's Tal Höhe gewinnen bis über die Passhöhe (notfalls schrauben Sie sich vor dem Einflug in's Tal an Ort und Stelle hoch), und halten Sie das Flugzeug im Tal um Gottes Willen in horizontaler Fluglage! Hier ein Unfallbericht eines typischen Unfalles am Gotthard Pass.
Sicherlich sind bei diesen kurzen Überlegungen nicht alle Faktoren berücksichtigt, die es zu beachten gilt. Eine Haftung muss ich deshalb strikt ausschließen. Trotzdem kann Fliegen in den Alpen, wenn seriös betrieben wird, überaus sicher sein, und die prägenden Eindrücke gehören zu den schönsten Erlebnissen, die sich mit einem Flugzeug überhaupt erfliegen lassen. Scheuen Sie darum nicht davor zurück und machen Sie sich auf jeden Fall sachkundig mit einer speziellen Alpeneinweisung!